Belgien
Sonntag, 09. und Donnerstag, 13. September 2012 - Antwerpen

Durch den Sint-Annatunnel kommt man sehr elegant ins Stadtzentrum. Der Tunnel ist 572 m lang und verläuft 31,5 m unter dem Wasserspiegel der Schelde. Mittels Aufzug oder Rolltreppe gelangt man nach unten oder nach oben. Der Fußgängertunnel wurde 1933 fertiggestellt.
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1576 richtete hier der aus Frankreich stammende Drucker Christophe Plantin hier eine Druckerei ein. Seine Nachfolger, die Familie Moretus, bauten Haus und Druckerei weiter aus. Mit ihren 16 Pressen wurde die Druckerei die mit Abstand größte in Europa zu jener Zeit. Zur Sammlung des heutigen Museums gehört auch eine 36-zeilige Gutenberg-Bibel, die seinerzeit Plantin angeschafft hat. Das Museum zeigt ein Patrizierhaus mit Wohn- und Arbeitsräumen, und auch, dass es nicht immer leicht war, sich selbst und sein Unternehmen durch die politischen Wirren der Zeit zu bringen.

Schon die Größe des Innenraums der Kathedrale ist beeindruckend, sie ist 117 m lang, alle sieben Schiffe zusammen sind 55 m breit, das Mittelschiff 40 m hoch. Im Laufe ihrer Geschichte gingen zahlreiche Kunstwerke verloren, auch das Gebäude wurde immer wieder beschädigt. So stehen heute in und an der Kirche zahlreiche Baugerüste. Im Inneren sind mehrere Altarbilder von Peter Paul Rubens beheimatet, zusätzlich gibt es eine Ausstellung weiterer Altarbilder von ihm und anderen Malern in der Kirche.
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Der Grote Markt ist leider mit einer Tribüne vollgestellt, die Pracht des Platzes ist trotzdem zu erkennen. Auffällig sind die vielen, in der Sonne golden blitzenden, Figuren auf den Giebeln der Häuser.

Am Donnerstag haben wir uns noch das Rubens-Haus angesehen.
Peter Paul Rubens kaufte das Haus 1610. Er lebte und arbeite hier bis zu seinem Tode im Jahr 1640. Das Anwesen ist nicht besonders bescheiden, die Malerei muss gutes Geld eingebracht haben. Im Haus sind etliche Werke von Rubens selbst zu sehen, und natürlich auch welche von seinen Zeitgenossen, auch Schülern und Mitarbeitern seiner Werkstatt. Auch ein schöner Garten gehört mit zum Haus.
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Montag, 10. September 2012 - Brügge


Eine der vielen reich gewordenen Städte in dieser Gegend ist Brügge. Die Bürger verstanden es ausgezeichnet, ihren Wohlstand auch zur Geltung zu bringen.
Belfriede sind typisch für Flandern, Nordfrankreich und Teile Walloniens. Sie sind Zeugnise des Wohlstands und der Autonomie spätmittelalterlicher Städte in dieser Region. Der 83 Meter hohe Belfried in Brügge besteht aus drei Geschossen. Die beiden untersten, rechteckigen Stockwerke aus Backstein wurden im Laufe des 13. Jahrhunderts errichtet. Das oberste, achteckige Stockwerk aus Brabanter Kalksandstein entstand zwischen 1482 und 1486.
Der Weg nach oben umfasst 366 Stufen (habe nicht nachgezählt). Dafür bietet sich ein phantastischer Ausblick. Leider sind alle Ausguck-Öffnungen mit so engem Maschendraht gesichert, dass man ihn oft im Foto sieht.
Auf dem Turm tat ein Türmer Dienst, der die Bürger der Stadt über verschiedene Ereignisse, wie Herannahen von Feinden, Feuer zu informieren hatte.
Im Inneren des Turmes sieht man die Kämmerei, mit schmiedeeisernen Gittern abgesicherte Truhen, in denen die Stadt die wichtigen Dokumente aufbewahrte. Eine der Truhen war mit zehn Schlössern gesichert, deren Schlüssel sich bei den Gilden und beim Bürgermeister befanden. Nur gemeinsam war es möglich, die Urkunden einzusehen, zu verändern oder auszutauschen.
In vielen Städten fallen Glockenspiele auf, die regelmäßig, manchmal alle viertel Stunde eine Melodie spielen. Das Brügger Glockenspiel umfasst momentan 47 Glocken: Das Gesamtgewicht der Spielglocken beläuft sich auf 27 Tonnen, davon wiegt die Bassglocke allein fünf Tonnen. Die kupferne Spieltrommel wurde 1748 von Antoon de Hondt aus einem Stück gegossen. Die Trommel ist 2,5 Meter lang und hat einen Durchmesser von 2,06 Meter. Es handelt sich dabei um die größte kupferne Spieltrommel, die es gibt: Sie wiegt vermutlich neun Tonnen und verfügt über insgesamt 30.500 Stiftlöcher, verteilt auf 250 Reihen mit jeweils 122 quadratischen Löchern. In diese Löcher passen die Stifte, die bei Drehung der Walze insgesamt 122 Hämmer an der Außenseite der 37 schwersten Glocken bedienen. Jede Viertelstunde spielt die Trommel eine Melodie, und jede Achtelstunde ertönt ein kurzes akustisches Signal. Die Musik wird alle zwei Jahre ausgetauscht. Das Turmuhrwerk von Jan und Antoon de Hondt (Antwerpen, 1748) wird mithilfe eines drei Meter langen und 78 Kilo schweren Pendels angetrieben.


Am Platz mit dem Namen Burg steht die Heiligblutkapelle. Die ist doppelstöckig gebaut. Der romanische Unterkirche wurde 1139 bis 1149 erbaut, die gotische Oberkirche 1480. Zum Platz hin wurde 1529 bis 1534 eine Fassade vorgesetzt.

Die flämischen Beginenhöfe sind das lebendige Zeugnis einer mystisch-religiösen Tradition, die bis ins Mittelalter zurückgeht. Die Beginen waren Witwen oder unverheiratete Frauen, die sich, ohne ein Klostergelübde abzulegen, für ein unabhängiges, aber solidarisches Leben im Dienste Gottes entschieden hatten. Der Beginenhof von Brügge wurde 1245 von Margarete von Konstantinopel gegründet.
Heute wird er von Benediktinerinnen bewohnt.
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Mittwoch, 12. September 2008 - Brüssel

Von Bahnanlagen des Hauptbahnhofs ist nichts zu sehen, alles liegt unter der Erde.







Hauptsehenswürdigkeit in Brüssel ist der "Grote Markt", er soll einer der drei schönsten Plätze Europas sein.
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Manneken Pis, ein paar Straßen weiter, ist von Touristen umlagert, wie immer.







Die Galéries Saint-Hubert sind ein Einkaufszentrum mit Jugendstil-Elementen. Hier kann man Geld loswerden!
Die Kathedrale Saint-Michel ist ein gotisches Prunkstück, wurde ab 1225 errichtet.







Ganz in der Nähe befindet sich die 1985 geschaffene Figur Jeannecke Pis. Da wird doch nicht jemand auf einen Zug aufgesprungen sein?!
Freitag, 14. September 2012 - Gent
Auch in Gent gibt es eine Menge Giebelhäuser, einen Belfried, eine große Kathedrale ("Sint-Baafskathedraal"), ein gotisches Rathaus (mit einem Renaissance-Anbau), Grachten und zusätzlich noch eine Burg ("Gravensteen") mitten in der Stadt.

In der Kathedrale war der berühmte Genter Altar nicht zu besichtigen, eine Kopie war dann aber in einer Seitenkapelle zu sehen. Bemerkenswert ist auch die Krypta. An manchen Stellen an den Wänden sieht man noch alte Fresken.


Die große Fleischmarkthalle (Groot Vleeshuis) stammt von 1406 bis 1410. Heute ist sie Showroom für ostflandrische Produkte und Gaststätte mit regionaler Küche.

Eine der größten Wasserburgen in Westeuropa war Gravensteen, hier residierten bis zum Ende des 14. Jahrhunderts die Grafen. Später hatte die Burg wechselnde Nutzungen, heute ist (fast) alles renoviert und Museum und Veranstaltungsort. Vom Dach des Donjon auf 30 m Höhe hat man einen schönen Blick über die Stadt.
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Sonnabend, 15. September 2012 - Strépy-Thieu


Der Canal du Centre verbindet den Kanal Charleroi-Brüssel mit dem Canal de Mons à Condé. Damit wurde es der Binnenschifffahrt möglich, die Wasserscheide zwischen Maas und Schelde mit Kähnen bis 300 t zu überqueren. Um den Höhenunterschied von etwa 66 m zu überwinden, wurden vier nahezu baugleiche hydraulische Schiffshebewerke, jeweils mit einer Hubhöhe von knapp 17 m, errichtet.
Wir haben uns die Hebewerke Nr. 3 und 2 angesehen. Die beiden Tröge stehen auf Stahlstempeln, die in Zylindern ruhen, die über Rohrleitungen verbunden sind und so ausbalanciert sind. Soll das Ganze in Bewegung versetzt werden, wird der obere Trog mit zusätzlichen 30 cm Wasserhöhe aufgefüllt, das sind etwa 75 t. Damit ist der obere Trog schwerer und geht nach unten, gleichzeitig der andere nach oben.
Im Maschinenhaus stehen zwei Doppelhub-Kolbenpumpen, die ebenfalls durch Wasserkraft angetrieben, einen Wasserdruck von 50 bar in den Speicherbehältern in den beiden Türmen erzeugen. Dieser dient zum Öffnen der Tore und Abdichten der Tröge. Seit Eröffnung des neuen Hebewerkes ist es ruhig geworden hier. Es gibt noch touristische Fahrten - und Hochzeitsfotos.

Das neue Schiffshebewerk von Strépy-Thieu glänzt durch zahlreiche Superlative. Es ist für Schiffe mit einer Gesamtmasse von 1350 Tonnen ausgelegt. Die beiden stählernen Tröge sind je 118,6 m lang, 16,5 m breit und 8 m hoch. Leer haben sie eine Masse von 2200 Tonnen. Der Wasserstand hängt vom Wasserstand in den Kanälen ab und beträgt durchschnittlich 3,75 m. Die Gesamtmasse eines Troges mit Wasser variiert somit zwischen 7200 und 8400 Tonnen. Die Tröge gleiten auf 2 Schienen die am zentralen Turm befestigt sind. Jeder Trog ist mit seinen 8 Gegengewichten durch 144 Seile verbunden.

Man kann das Wunderwerk für 5,50 Euro besichtigen. Im Kinosaal in der 8. Etage gibt es einen sehr interessanten Film über das gesamte neue Kanalsystem, im Erdgeschoss ist ein Museum eingerichtet.
erstellt: 19.09.2012
bearbeitet: 06.11.2012